Bergedorfer Zeitung - Komasäufer landen in Klinikwindeln

vom 23.05.11

Abschreckende Aktion in der Passage

Glinde (hof). Betrunken war er schon mal, gibt Gerrit Saathoff zu. „Aber so schlimm, dass ich im Krankenhaus gelandet bin, war es zum Glück nicht", sagt der Auszubildende (18). Am Sonnabend informierte er sich bei Suchtberater Christoph Schmidt über die Gefahren des Alkohols. Zur bundesweiten Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!", die noch bis zum 29. Mai läuft; demonstrierte das Team vom Beratungszentrum Südstormarn am Sonnabendvormittag in der Marktpassage, wohin das so genannte Komasaufen führt: direkt ins Krankenhausbett, wo man hilflos und in Windeln nur mühsam wieder zur Besinnung kommt.

Dazu hatten die Suchtberater vor den Geschäften genau so ein Krankenbett aufgestellt - mit einer lebensgroßen Puppe. Sie löste bei den Passanten sehr viel Aufmerksamkeit aus. „Igitt, das ist ja eklig", fand Shawn, als er die gewindelte Figur sah. Gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang Marin schaute sich der 13-Jährige den „hilflosen Patienten" genau an. Eine gute Abschreckung sei das, meinten beide und erzählten, dass sie vor zwei Wochen abends in der U-Bahn viele Jugendliche mit Wodkaflaschen gesehen hätten.

Wer mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wird, braucht lange, um wieder ansprechbar zu sein. „Der Körper baut 0,1 Promille Alkohol pro Stunde wieder ab", sagt Schmidt. Bis man wieder klar sei, das würde dauern. Daran sollen auch Autofahrer denken, wenn sie sich nach einer durchzechten Nacht ans Steuer setzen.

Auch wenn Alkoholkonsum bei Jugendlichen leicht rückläufig ist, muss noch viel Aufklärung geleistet werden. Denn jeder fünfte Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren weist einen problematischen Alkoholkonsum auf, wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) mitteilt. Jährlich sterben über 70 000 Menschen infolge Alkoholmissbrauchs, und 2009 stand rund ein Drittel aller Tatverdächtigen in der Gewaltkriminalität unter Alkoholeinfluss. Auch bei Unfällen im Straßenverkehr ist Trunkenheit eine der Hauptursachen.

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