Bergedorfer Zeitung - Hilfe für ältere Kinder fehlt bisher

Bergedorfer Zeitung vom 03.11.09

Der Leiter des SVS-Kinderhauses plant deshalb neues Angebot für auffällige Elf- bis 13-Jährige.

Glinde. „Momentan haben einige. Jugendliche das Gefühl: ,Um uns kümmert sich keiner'. Das Problem ist, dass sie tendenziell Recht haben." Das sagt einer, der es wissen muss, denn Matthias Richter ist Geschäftsführer und pädagogischer Leiter des Kinderhauses am Schlehenweg, das von der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) betrieben wird. Gewöhnlich können Eltern, die sich bei der Erziehung überfordert fühlen, auf Antrag beim Jugendamt Hilfe im Kinder-. haus finden - ' doch das gilt nicht für Mütter und Väter älterer Kinder.

Auf der Warteliste steht neben fünf anderen• beispielsweise ein Sechstklässler, der vor einem halben Jahr mit Prügeleien auf dem Schulhof Schlagzeilen machte. „Sobald ein Platz frei wird, werden wir gemeinsam mit dem Allgemeinen Sozialdienst entscheiden, wen wir als nächstes aufnehmen", sagt Matthias Richter. „Das kann durchaus dieser Junge sein, auch wenn er eigentlich zu alt für unser Angebot ist." Denn für die Elf- bis 13-Jährigen gebe es kaum angemessene Angebote in der Stadt.

Bereits vor zwei Jahren hat das Soziale Netzwerk aus Jugendamt, verschiedenen Jugendeinrichtungen und Schulen 62 Glinder Kinder - vor allem aus Sicht der Schulen - als auffällig eingestuft. „Aus Sicht der Jugendhilfe ist die Lage nicht so dramatisch", sagt Richter. Doch auch er sieht den Bedarf. Er hat deshalb ein neues Konzept für diese Zielgruppe entwickelt. „Es geht darum, ihnen einerseits soziale Kompetenz zu vermitteln, aber auch zu sagen: ,Ihr habt nicht unbegrenzt Zeit, nutzt Eure Chance", so Richter.

Erstellt fest: „Sie haben andere Bedürfnisse als die Kleinen, sie brauchen keinen fest durchstrukturierten Alltag, sondern auch mal Zeit für sich." Außerdem würden sie andere Themen beschäftigen, weil sie sich an älteren Mitschülern orientieren, beispielsweise Gewalt, Sexualität oder Computer.

Die Mädchen und Jungen aber, die sein Team betreue, hätten zu Hause oft schwierige Familiensituationen. Deshalb sollten sie im Kinderhaus ganz Kind sein dürfen. Momentan betreut die Einrichtung der SVS 16 Jungen und Mädchen vom Grundschulalter an. Dort können sie nach der Schule hingehen, erhalten ein Mittagessen und Hilfe bei den Schulaufgaben. Am Nachmittag gibt es Freizeitangebote und eine feste Bezugsperson.

Oft wachsen sie irgendwann aus den Angeboten heraus. Wenn sie noch Begleitung brauchen, versucht das Betreuerteam sie mit Einzelgesprächen aufzufangen. „Schwierig wird es, wenn die Kinder erst in der weiterführenden Schule auffällig werden", sagt Richter. Sie würden einfach durchs Raster fallen. „Denn für offene Angebote der Stadt brauchen die Jugendlichen eine gewisse soziale Kompetenz", stellt Richter fest. Viele Betroffene seien aus offenen Gruppen bereits hinausgeworfen worden, hätten beispielsweise Hausverbot in der Spinosa.

Nach seiner Vorstellung könnte eine Gruppe mit sechs bis acht Jugendlichen in einem Raum der Spinosa direkt neben dem Kinderhaus unterkommen, betreut von einem SVS-Mitarbeiter. Die halbe Stelle könnte als Hilfe zur Erziehung vom Kreis finanziert und der Raum von der Stadt gestellt werden.

Das Angebot soll auf ein Jahr begrenzt sein. Die Teilnehmer müssten mit dem Betreuer vorab eine Vereinbarung treffen, dass er ihre Eltern informiert, wenn sie nicht kommen. „Das ist wichtig, damit den Kindern deutlich wird, sie stehen noch unter Aufsicht", betont Richter. „So würden wir auch die Eltern in die Pflicht nehmen: Sie müssten den Antrag beim Jugendamt stellen und sich auch kümmern."

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