Glinder Zeitung - Vernetzter Kampf gegen das Komasaufen

Glinder Zeitung vom 04.05.10

Immer mehr Jugendliche beteiligen sich an Alkoholexzessen - Neues Hilfsprojekt

Reinbek (hap) — An den Wochenenden schlagen sie zu. Ohne Rücksicht auf körperliche Verluste malträtieren sich manche Kinder und Jugendliche, freitags und sonnabends derartig mit Alkohol, dass sie einen Arzt brauchen. Das so genannte Rauschtrinken oder Komasaufen erfreut sich bei einer zunehmenden Zahl von Jugendlichen wachsender Beliebtheit auch in Reinbek und Umgebung.

Professor Dr. Stefan Jäck kennt die Problematik aus seiner täglichen Arbeit. „31 Jugendliche im Alter bis 21 Jahre mussten im vergangenen Jahr mit Alkoholintoxikation im Krankenhaus Reinbek behandelt werden", erläutert der ärztliche Direktor des Krankenhauses St. Adolf-Stift. Der Begriff Intoxikation entstammt den Lateinischen und Griechischen und beschreibt auf vornehme Weise einen wenig erstrebenswerten Zustand: Mediziner bezeichnen so eine Vergiftung. Denn Alkohol, so Jäckle, ist ein Gift, das - je nach Dosierung — zu schweren gesundheitlichen Schäden und sogar zum Tode fuhren kann.

Manchen Jugendlichen ist das aber offenbar gleichgültig. „Selbst 14-Jährige trinken schon eine Flasche Wodka", berichtet Christoph Schmidt, Leiter der Sucht- und Drogenberatung bei der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS). Im Krankenhaus St. Adolf Stift mussten laut Professor Jäckle im vergangenen Jahr vier Jugendliche im Alter unter 16 Jahren mit Alkoholvergiftung ärztlich behandelt werden.

Besonders auffällig: Fast ausnahmslos an Wochenenden oder Feiertagen, wie zum Beispiel Christi Himmelfahrt, schlagen manche Kinder und Jugendliche hemmungslos über die Stränge. Hier setzt das Projekt „Hart am Limit" („HaLT")' ein, das von der Landesstelle für Suchtfragen in Kiel und der Diakonie Schleswig-Holstein getragen wird. Dabei handelt es sich um eine Interventionsmaßnahme, die sich frühzeitig gegen den Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen richtet. „Je eher wir eingreifen, desto erfolgreicher können wir Alkoholmissbrauch bei jungen Leuten bekämpfen", so Christoph Schmidt.

„Unser Ziel ist es, riskanten Alkoholkonsum professionell und vernetzt einzudämmen", erklärt Svenja Richter, Koordinatorin bei der Landesstelle für Suchtfragen. In Südstormarn holte sie das Krankenhaus St. Adolf-Stift, die SVS und den Fachdienst Familie und Schule des Kreises Stormarn ins Boot, um das Präventionsprojekt zu etablieren. Die Sucht- und Drogenberatung der SVS und das Krankenhaus setzen „HaLT" ab sofort gemeinsam um.

In einem so genannten reaktiven Teil nehmen SVS-Berater Kontakt zu Kindern und Jugendlichen auf, die mit Verdacht auf Alkoholvergiftung in das St. Adolf-Stift einliefert worden sind. Die Berater stehen für Einzel- und Gruppengespräche zur Verfügung, vermitteln bei Bedarf Hilfsangebote oder setzen sich auch mit den Eltern der Jugendlichen in Verbindung.

Der proaktive Teil von „HaLT" setzt auf der kommunalen Ebene an. „Hier geht es darum, das Jugendschutzgesetz konsequent umzusetzen, Eltern für die Problematik des Rauschtrinkens bei Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren und zielgruppenspezifische Präventionsprojekte zu entwickeln", sagt Projektkoordinatorin Richter. 'Die Landesstelle für Suchtfragen steht" zur Verfügung, um die Ersthelfer der Reinbeker Sucht- und Drogenberatung für ihre Arbeit zu qualifizieren und in Zukunft fachlich zu begleiten. Die Mitarbeiter des Krankenhauses St. Adolf-Stift, die nach Worten von Professor Jäckle ohnehin mit Fachärzten für erste Beratungen betroffener Jugendlicher bereitstehen, vermitteln künftig in derartigen Fällen den Kontakt zur SVS-Suchtberatung.

Für die Finanzierung des „HaLT"-Projektes in Südstormarn konnte nach Richters Worten der Verein Kontakt gewonnen werden, der die Ausbildung der Ersthelfer ebenso mit einer Spende ermöglicht wie die Sparkassenstiftung Stormarn. Der Kreis Stormarn hat nach Worten von Jugendschützer Christian. Resin bereits signalisiert, das Projekt vom kommenden Jahr an finanziell zu unterstützen.

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