Bergedorfer Zeitung - Sexuelle Gewalt im Elternhaus: Jetzt horchen Lehrer auf

vom 16.04.11

FORTBILDUNG 70 Pädagogen wissen jetzt, wie sie helfen können

Reinbek (ru). Sexuelle Gewalt in der eigenen Familie - das gehört für viele Schüler zum Alltag. Um Lehrer für dieses Thema zu sensibilisieren, hat die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) in dieser Woche Pädagogen zu einer Fachtagung in die Grundschule Mühlenredder eingeladen. Das Interesse war groß, insgesamt hatten sich 70 Lehrer von 13 Grundschulen und weiterführenden Schulen zum Workshop angemeldet.

„Ganz wichtig ist das genaue Hinsehen", weiß Marina Umlauff, Schulleiterin der gastgebenden Grundschule. Sie achtet darauf, dass sich ihre Lehrer im Kollegium regelmäßig austauschen. Entscheidend sei es, die Kinder genau zu beobachten, Veränderungen zu registrieren. „Das kann beispielsweise im Kunstunterricht passieren, wenn ein Kind plötzlich auf eine ganz andere Weise malt", so die Schulleiterin. Auch das Verhalten eines Kindes sich selbst oder den Klassenkameraden gegenüber könne entscheidende Hinweise geben. „Das System Schule muss bereit sein, Offenheit zu zeigen", sagt Umlauff. An der Grundschule Klosterbergen hat die Schulsozialpädagogin Hanna Barthels in den vergangenen sieben Jahren drei Fälle sexueller Gewalt erlebt.

Durchschnittlich beschäftigen sich die Mitarbeiter der SVS pro Jahr mit 20 bis 30 Fällen. In Südstormarn gab es beispielsweise 2009 35 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren. Die Dunkelziffer sei jedoch wesentlich höher, wissen die Fachleute.

Diplom-Psychologin Regina Skibowski von der SVS freute sich über die große Resonanz der Teilnehmer. „Es ist für uns Gold wert, dass die Schulleitungen unsere Arbeit so unterstützen", sagte sie. Unter ihrer Leitung setzen sich die Teilnehmer unter anderem mit den Fragen „Wie handeln Täter? Was erleben Opfer?" auseinander. „Es reicht nicht, dass wir Bescheid wissen", so Skibowski. Entscheidend sei, dass Lehrer oder Betroffene wissen, wo sie sich frühzeitig Rat holen können. „Die Profis sind überall im Kreis vor Ort" erklärt die Fachfrau. Ganz entscheidend sei es für die Lehrer zu wissen, dass sie Probleme nicht alleine regeln brauchen, sondern Fachleute an ihrer Seite haben.

 

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